Party time

Heute vor 3 Jahren wurde dieser Blog registriert.
Welch absurdes Geschehnis am Rande des Universums.
Aber doch höchste Zeit zum Feiern.

Halbzeitpausenbeschäftigung wenn man 0 : 2 hinten liegt. Respekt, Coventry Fans!

Säuglingslektionen in Aufmerksamkeit

Ein Begriff über den ich schon seit einigen Wochen grüble ist der der Aufmerksamkeit. Im Buddhismus, vielleicht bei den Mönchen aller Religionen, scheint er eine wichtige Rolle zu spielen. Und man kann ihn wohl mit der Kontemplation, Sammlung, Konzentration oder Klarheit des Bewusstseins in Verbindung bringen.
Den Gegenpol bildete dann die Zerstreuung, die Diffusion unserer Geisteskräfte, für die wir in unserer modernen Gesellschaft die volle Medienbatterie abfeuern und uns ins diverse Freizeitaktivitäten versenken. Und warum? Weil es so unerträglich wäre, der Legebatteriehaftigkeit unsere Gefühls- und Gedankenäußerungen ansichtig zu werden? Und tue ich es nicht auch jetzt gerade, wenn ich Musik höre, während ich diesen Text schreibe? Was triebe uns denn zu diesen angeblich höheren Zuständen des Bewusstseins? Dass wir von einer erhabenen Warte hinabblickten auf diesen alltäglich-durchschnittlichen Gedankenbrei, der durch unsere Hirne suppt?
Vielmehr ist doch das Gegenteil der Fall: Wir sollten unsere Gedanken so einfach und gemein machen, dass wir so etwas vermeintlich Einfaches wie unser Atmen oder das Gehen mit vollem Bewusstsein tun. Und damit kommen wir vielleicht zu dem Anlass dieses Artikels: Ich habe das Glück desöfteren ein Kleines Bündel Leben in den Armen zu wiegen. Und es fasziniert mich. Nicht nur, dass dieser Säugling deine volle Aufmerksamkeit fordert und fesselt, dass er nicht zulässt, dass du parallel auf irgendeiner Bildschirmoberfläche herumtippst, es ist da schon die Präsenz eines anderen Wesens, Augen die dich anblicken voller Interesse und Konzentration, ohne Ablenkung. Ja, manchmal ist es ihm auch zuviel und er schaut weg, weil seine Sinne vielleicht überlastet sind, aber wenn er dich anschaut tut er nichts anderes. Dieser kleine Organismus ist da, vielleicht in einem vollumfänglicheren, intensiverem Sinne als wir. Er ist seine Verdauung, ist sein Sehen, sein Hören. Ganz unvermittelt. Später dann, wenn wir alles durch unser kompliziertes Ich-Konstrukt hindurchfiltern, erleben wir die Welt nur noch medial oder kulturell vermittelt. Und das ist ja auch gut so? Oder ist es eine Aufgabe der Meditation und Versenkung Luftlöcher in den Kokon unseres Weltgewebes zu perforieren? Was weiß ich. Ich möchte nur das klare Schauen dieser Säuglingsaugen, die Wärme dieses kleinen Körpers nicht missen.

Tagebuch? Nein, doch lieber nicht…

Wieviel Lärm wir doch alle täglich machen, um unsere Einsamkeit zu überhören, ihr zu entfliehen. Und so quälen wir uns mit Lärm, fröhlicher Geselligkeit und Drogen über den Abgrund der existentiellen Sinnlosigkeit.

Der Ausweg?

Das Sinnloseste aber ist die Sinnsuche. Denn der Suchende, der nach Nichtexistentem sucht, verpasst wonach er sucht: die spirituelle Dimension.

Rekursiv ins Chaos

Warum behaupten wir, dass Maschinen nicht denken können? Vielleicht hat Heidegger ja recht, dass es überhaupt nicht klar sei, was dieses ‚Denken‘ überhaupt sei und dass die Aufklärung darüber noch in ferner Zukunft läge, und solange ist es natürlich völlig beliebig, Maschinen diese Fähigkeit abzusprechen.

Was mich an dieser Frage reizt ist die Irritation, die vielleicht auch schon mit so etwas Merkwürdigem wie dem Turing-Test angestossen werden kann. Vorausgesetzt ein Computer gewönne dieses Imitationsspiel und gaukelte Menschen erfolgreich vor, ein Mensch zu sein, denkt er dann? Oder ist er nur ein philosophischer Zombie? Was ist es dann, was sich in seinen Schaltkreisen nicht vollzieht, aber wohl in unserer grauen Masse? Dennett interpretiere ich ja mittlerweile so, dass der Unterschied bzw. Nicht-Unterschied darin liegt, dass wir uns Zombies oder Maschinen überlegen fühlen, dass unsere ‚Gehirn-Software‘ uns also erfolgreich dahin täuscht, dass wir keine Software seien – die Ich-Illusion. (Ist dieses kleine Flämmchen an Stolz, was noch übriggeblieben ist von göttlichem Atem/Atman, der in uns gehaucht wurde als Seele?) Ein Baron Münchhausen, der erfolgreich vor uns verbirgt, dass er sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf gezogen hat.

Was mich dabei momentan verblüfft: diese Omnipräsenz der Selbstbezüglichkeit. Ich glaube, auch das Leben brachte, diese überbordernde Komplexität hervor durch.. Selbsterschaffung, Autopoiesis; ja das ist vielleicht die Sinnvollste Definition von Leben, als einer Struktur, die sich selbst hervorbringt oder ‚Kopien‘ von sich selbst erzeugen kann.

Wenn wundert es da, dass mathematische Gebilde, die mit Selbstbezüglichkeit arbeiten, wie Fraktale oft frappierende Ähnlichkeit mit realen Objekten wie Pflanzen oder Landschaften aufweisen? Vielleicht ist das ja auch ein Bild für das Leben: das wuchernde, farbenprächtige Fraktal, dass durch die Rückkopplung, die Interferenzen all dieser umherwuseldnen Organismen entsteht.

Abgekühlter, analytischer könnte die Frage auch lauten: Was unterscheidet eine natürliche Sprache von der, die einen Computer instruiert? Oder auch, was für Probleme kann ein Computer oder ein Logikkalkül nicht lösen… und natürlich stösst man bei den Unmöglichkeitsbeweisen, die solche Grenzen angeben, wie die Gödelschen Unvollständigkeitssätze oder zum Turingsche Halteproblem auf die gute alte Selbstbezüglichkeit.

Seiltänzer

Wir sind unsere Geschichten, die wir uns und andern fortwährend erzählen und deren wichtigste Landmarken wären Bilder, Klänge, Gerüche und Berührungen.

Nur tauschen wir diese Unmittelbarkeit, also unsere Erfahrung, allzugerne gegen Träume, Utopien, Hoffnungen und Glaubensbekenntnisse aus. Auch hier wäre die Kunst gefordert, eine Balance zu finden, um den Seiltänzer oben zu halten.

Auf dem Weg zum Cotard-Syndrom

Irgendwie habe ich in diesem Blog – in leider für mich unbefriedigender Art – aufzuzeigen versucht, wie wir, also wie Bewusstsein, in zwei ineinander verschachtelten Türmen gefangen ist. Das ist schwer zu beschreiben, denn das Mittel dazu, die Sprache, ist genau einer dieser Türme.

Sprache als primitive Zeichensammlung verblendet uns dank grammatikalischer Finessen. Hinter diesen steht aber nichts, abgesehen von unseren ästhetischen Bedürfnissen. Je mehr ich mich sprachlich mit der Wirklichkeit auseinandersetze, je mehr ich philosophiere, umso sicherer verliere ich den Bezug zur Wirklichkeit. Weil ich mich in der Grammatik und Ästhetik verliere. Weil ich Metaphern als Wirkliches verkenne. Die Sprache ist unser erster Turm, in dem wir uns sehr sicher fühlen.

Unser zweiter, mit dem ersten verflochtenen Turm ist das Ich, das Selbst, das Selbstbewusstsein, die Gewissheit, jetzt und hier ein Subjekt zu sein. Im Laufe der letzten Jahre wurde und wird mir immer wieder schwindlig, wenn ich höre, erfahre und miterlebe, wie andere Menschen um mich herum diesen Turm für etwas Basales und Normales halten. Er ist ihr Kern, ihr Wesen, ihre Substanz, ihre Seele. Daran glaubt praktisch jeder.

Ich habe mir hingegen angewöhnt, diesen Turm als das Zusammengesetzte, das bloß Emergierte, die flüchtige Quintessenz von Informationsverarbeitung in einem Objekt zu verstehen. (Was mich nicht glücklich macht, natürlich nicht. Aber kann ich anders?) Damit ging beinahe jegliche Grundlage für einen Glauben im metaphysischen Bereich verloren. Übrig blieb das Nicht-Wissen. Aber das Ich blieb auf der Strecke. Wurde zu einem fahlen Gespenst. Realität zweiter Ordnung. Nur noch virtuell existiere ich. Was bleibt ist dann die Sehnsucht.

Und dieser Zustand denke ich, unterscheidet mich (noch?) vom medizinischen Cotard-Syndrom. Einem Menschen mit dieser Störung fehlt der anscheinend normale Glaube an die natürliche Existenz des zweiten Turmes. Er leugnet, ein Ich zu haben bzw. zu sein. Das wird als Wahn deklariert. Hm. Gut, ich vermute mal, dass diese „Patienten“ einen entsprechenden Leidensdruck aufweisen. Ansonsten wäre diese Diffamierung des mangelhaften Ich-Glaubens schon beinahe pervers.

Ich wundere mich zunehmend, wieso die Menschen kraft ihrer geistigen Potenz und auf der Basis heutigen neuropsychologischen Wissens nicht vielmehr quasi zu einem „natürlichen Cotard-Syndrom“ neigen. Wäre es denn nicht normal, nachdem sich die Suche nach der unzerstörbaren Seele als vergeblich erwiesen hat, diese als Wunschbild, als komplexen, vorübergehenden Funktionszusammenhang von Objekten, als fahles Gespenst zu begreifen? Sich selbst ein Fremder zu werden? Aber stattdessen verhalten sich die meisten Atheisten ganz unbekümmert so, als wenn sie eine, wenn auch sterbliche, Seele im klassischen Sinne hätten.

Über den Seelengrund

Gerne besuche ich den Blog Seelengrund und lasse mich von den Beiträgen dort inspirieren. Für einen Agnostiker wie mich bleibt nun auch dieser tiefste innerweltliche Grund in letzter Konsequenz nur ein relativer, ein bedingter. Ich habe sogar schon mehrfach betont, dass das tiefste Innere, so wie wir es uns vorstellen, wahrscheinlich gänzlich mit der Peripherie verdrahtet sein muss, ja dass es in gewissem Sinn sogar diese Schnittstelle nach „draußen“ ist. Denn das, was uns ausmacht, scheint eben doch die Informationsverarbeitung selbst zu sein. Den Extremfall à la Maturana gedacht, könnte ich ja als Mensch geboren, aber von Wölfen adoptiert, ein Wolfskind sein; fressen vom Boden, laufen auf allen Vieren, keine menschliche Sprache zur Verfügung habend! Mein Seelengrund wäre dann vollkommen das Sosein als Wolf.

Nur kann ich nicht sagen, was letztlich noch dahinter steckt. Hinter dem Sein als Dieses oder Jenes. Glauben könnte ich Vieles. Aber ohne Gewissheit? Wozu Glauben, wenn ich nichts weiß?

Doch. Es gibt etwas. Das Werk des Menschen ist leider oft genug und ins Auge springend böse. Aber er selbst hat doch das „Gute“ und das „Böse“ als Landmarke erst erschaffen! Gut und Böse existieren ohne den Menschen schlicht und ergreifend überhaupt nicht; sie emergieren erst mit seiner Kultur! An dieser Stelle wage ich keine Definition dieser Begriffe. Wir haben dank unserer Geschichte unmittelbar, intuitiv Zugang zum Wesen von Gut und Böse.

Böse zu sein, ist einfacher. Diese Erfahrung kennen wohl die meisten.

Meine innere Balance scheint mir trotz dieser Schwierigkeit immer wieder den Versuch abzunötigen, gut sein zu wollen bzw. wenigstens immer wieder mal was Gutes tun zu wollen.

In diesem Sinne glaube ich an die Macht des Guten. An jene schillernde Emergenz, die als Kippfigur schnell ihre schreckliche Kehrseite zeigt, sobald man diese Idee des Guten zwecks höherer Durchschlagskraft mit irgendwelchen, scheinbar nützlichen, zur Dogmatik neigenden Konzepten anzureichern versucht. Weg mit den Konzepten, der Dogmatik, den Regeln, der Inquisition!

Gut zu sein, Gutes zu tun – das sei Leitlinie meines Seelengrunds.

Gebet eines Verrückten

Hallo, hallo, Du dort!
Letztursache alles Seienden!
Ich weiß zwar, Du hörst mir gar nicht zu.
Wie denn auch, Du hast keine Trommelfelle und keinen Auditiven Cortex.
Du antwortest mir nicht. Nie!
Wie denn auch, Du hast keine Stimmbänder und kein Broca-Areal.
Du verstehst nichts und doch irgendwie auch alles.
Ich bin ja letztursächlich betrachtet nichts als Dein Produkt,
Du Letztursache alles Seienden!
Als schön angepasste Struktur an die Kälte Deines Universums
drifte ich so eine Weile durch Raum und Zeit.
Mit Flausen im Kopf, mit Fieberträumen und Wahnvorstellungen.
Aber Du bist gar kein Du, Du bist nur das Unbegreifliche.
Und ich kann über die unbegreifliche Letztursache nur schweigen.
Denn jedes Wort hätte falschen Klang und falschen Bezug.
Darum sag ich nichts mehr zu Dir, der Du kein Du bist.
Lass mich einfach den Müllsack raustragen.

Vegetarier zu sein, bedeutet nicht, verzichten zu müssen, sondern sich mit einem mir nahe stehenden Teil der „Nahrungskette“ zu versöhnen. Ein Gewinn auf alle Fälle.

Seelengrund

Auf tierische Nahrung zu verzichten, ist ein uraltes philosophisches und religiöses Gebot. Aus Griechenland, Großbritannien und Indien kamen wichtige Impulse. Im Laufe der Zeit wiederholten sich die Motive: Askese, Ethik, Ökologie.

Der Verzicht auf Fleisch ist keine Erfindung der Moderne. Hesiod, Platon und Ovid erwähnten die vegetarische Lebensweise als charakteristisch für die frühesten Zeiten. In seiner „Odyssee“ beschrieb Homer die in Nordafrika lebenden Lotophagen, die sich ausschließlich von berauschenden Pflanzen ernährten. Diese „Lotos-Esser“ galten als besonders freundlich und friedliebend, aber auch als weltfremd und leicht zu täuschen. Für Homer bestand die zivilisierte Menschheit ansonsten aus Sitophagen, „Körner-Essern“; in der griechischen und und auch römischen Antike verzehrten die Menschen überwiegend pflanzliche Kost. Völker wie die Skythen hingegen, denen man nachsagte, sie ernährten sich überwiegend von Fleisch, galten dem Geschichtsschreiber Ephoros von Kyme als roh, und wo schon Tiere gegessen wurden, mochte er auch Menschenfresserei nicht ausschließen.
Auf Pythagoras (ca. 570–510 v…

Ursprünglichen Post anzeigen 820 weitere Wörter